Speicher Obere Mühle | Oberdorfstrassse 15 / 88600 Dübendorf

      

Beschrieb und Würdigung

Um der grossen Nachfrage nach Raum für kulturelle Veranstaltungen und Vereine zu entsprechen, entstand im Auftrage der Stadt Dübendorf der neue ‘Speicher’. Das neue Mehrzweckgebäude tritt an die Stelle mehrerer, dem Brand zum Opfer gefallenen, Nebengebäude der historischen Oberen Mühle und bildet mit dieser zusammen ein neues Ensemble, welches die Geschichte des Ortes weiterschreibt und auf feinsinnige Art zu einem neuen, identitätsstiftenden Zentrum weiterentwickelt.

Die Firstrichtung des bestehenden Mühlengebäudes wird aufgenommen und in eine dreiteilige Dachvolumetrie übersetzt, welcher es in selbstverständlicher Weise gelingt, die grosse Grundfläche des Neubaus mit der Massstäblichkeit der alten Mühle in Einklang zu bringen. Während auf der Ostseite eine stimmungsvolle Terrasse den grossen Saal zum Kanal hin erweitert, steht die Hauptfassade rechtwinklig zur Mühle und bildet mit dieser eine öffentliche Platzsituation.

Die Hauptfassade erzeugt in ihrer zeichenhaften Prägnanz eine ruhige und dennoch öffentliche und unverkennbare Ausstrahlung. Gebildet wird sie durch eine Mauerschale, die der eigentlichen Tragstruktur vorgestellt ist und deren weiss geschlämmte Erscheinung einerseits die Nähe zum Kalkputz der alten Mühle sucht, andererseits Assoziationen an die skandinavische Moderne anklingen lässt. Ergänzend dazu sind die Dacheindeckung und die Blechverkleidung stark kontrastierend in einem dunklen Ton gehalten.

Der dreiteiligen Silhouette entsprechend sind im Inneren die drei Hauptnutzungen Saal, Foyer und Probelokale angeordnet, welche durch niedrige, raumhaltige Zwischenschichten zu durchlässigen Raumfolgen verbunden werden können, und so vielfältige Nutzungsszenarien erlauben. Die feingliedrige Dachkonstruktion aus sich überkreuzenden Sparren setzt auf einem niedrigen Massivbau auf und gibt den Innenräumen ein Gepräge, welchem die Balance gelingt zwischen der Einfachheit einer Scheune und einer dezenten Festlichkeit.

Konstruktiv ist das Gebäude sorgfältig entwickelt und setzt auf einfache, herkömmliche und unverkleidete Materialien, deren Ausdruckspotential die Anmutung des Gebäudes entscheidend mitbestimmt. Dies reicht von der integrierten, grossflächigen Solaranlage bis zur plastisch inszenierten Ableitung des Dachwasser, welches dem Mühlenkanal zugeführt wird.

Die Stadt Dübendorf hat mit dem Ergebnis des Wettbewerbes ein beachtenswertes Weiterschreiben der örtlichen Baukultur und Identität für den Ort erreicht. Es zeigt sich einmal mehr, welchen signifikanten architektonischen Mehrwert ein qualifiziertes Verfahren generieren kann.